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Standort
1:
Moskau
(So. 09.09.01)
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[.]
russisch:
Moskva (nach dem Fluss Moskva benannt), Hauptstadt
Russlands. Moskau liegt im Zentrum der sogenannten
Osteuropäischen Ebene bei 55° 45' nördlicher Breite
und 37° 37' östlicher Länge. Von der Westgrenze
ca. 1200 km und vom äußersten Osten ca. 12.000 km
entfernt. 8,5 Millionen Menschen leben auf 878,7
km². 90% der Bevölkerung sind Russen. Der Rest gehört
insgesamt 130 anderen Volksgruppen an. Fast 20%
der Erwerbstätigen sind Kunstschaffende und Wissenschaftler.

Nur
sechs Stunden in Moskau. Soviel Zeit blieb uns bei
dem Zwischenstop in den Fernen Osten. Angesichts
der Fülle an kulturellen Highlights erscheint dies
geradezu lächerlich wenig Zeit zu sein, um die Stadt
auch nur ein wenig kennen zu lernen. Und doch lohnt
sich der Weg vom Flughafen in das etwa 1 Fahrstunde
entfernt liegende Zentrum, dem Kitai-Gorod (Bereich
des Roten Platzes und östlich davon) der Metropole.
Der Weg lässt sich gut mit dem Bus zur Metrostation
„Retschnoj Woksal“ (übers.: Flussbahnhof) und von
dort direkt ins Herz der Stadt - dem „Roten Platz“
- bewältigen. Der Metronetz-Plan ist trotz der kyrillischen
Legende gut lesbar, da er in der Art den unsrigen
ähnelt. Die Metro selber ist leider in einem weniger
gutem Zustand, dafür aber mit fünf Rubel pro Person
sehr preiswert.

Erst
einmal gestartet, entwickelt der Zug eine erstaunliche
Geschwindigkeit und einen ordentlichen Lärm, der
das gesamte Abteil erzittern läßt. Die Moskauer
Metro gehört zu den schnellsten Europas und soll
Geschwindigkeiten um 90 km/h erreichen. Eine abenteuerliche
Geschwindigkeit, wenn man ihr Alter von über 60
Jahren (am 15. Mai 1935 erstmals 10 Stationen eröffnet)
bedenkt. Das eigentlich faszinierende der Metro
sind jedoch die kunstvoll verzierten Stationen,
in unterschiedlichen Architektur-Stilen gestaltet:
Einmal wird man in die Jugendstilzeit zurückversetzt,
dann gleich darauf in klassizistische oder neoklassizistische
Phasen der Baukunst. Für die Reliefs, Plastiken
und Mosaike wurden über 20 Marmorarten und andere
Steine verwendet. Tief unter die Stadt gelegt sind
die 140 Stationen des 200 km langen Metronetzes
und durch lange und steile Holzrolltreppen verbunden
mit der Außenwelt.
An
Station „Ploschtschad Revoljuzi“ (Mittelpunkt der
Stadt!) angekommen, verlassen wir die endlosen unterirdischen
Gewölbe und befinden uns inmitten prächtiger Gebäude,
unschlüssig, welche Richtung einzuschlagen. Hier
herrscht eine hohe Konzentration von historischen
Gebäuden, Plätzen und Sehenswürdigkeiten von immenser
Größe auf engstem Raum im Stadtkern. Das Bolschoi-Theater,
das allgegenwärtige Lenin-Denkmal, berühmte Hotels,
Einkaufspaläste (GUM) und nicht zuletzt der „Rote
Platz“ eingekreist vom „Kreml“, dem „Historischem
Museum“, dem „Lenin-Mausoleum“ und der „Basilika“
haben uns sämtliche Müdigkeit durch die schlaflose
Nacht vergessen lassen.
Früh
morgens ist der Rote Platz noch frei begehbar und
lädt ein, aus seiner Mitte Fotos in alle Himmelsrichtungen
auf die angrenzenden Gebäude zu schiessen. Eine
Beschäftigung, die sich bestimmte asiatische Volksgruppen
nicht nehmen lassen und jedes erdenkliche Motiv
durchspielen und letztendlich in die Tat umzusetzen,
was dann wiederum ein Foto für uns wert war.
Gegen
10.00 Uhr morgens werden dann Absperrgitter aufgefahren,
und der Platz ist nur noch kontrolliert begehbar.
Der Grund ist das Lenin-Mausoleum, das streng behütet
wird und nur ohne Taschen betreten werden darf.
Ein Umstand, der vielen besuchsfreudigen Menschen
allerdings erst gewahr wird, wenn man nach halbstündigem
Anstehen abgewiesen wird.
Die
eigentliche Besonderheit über Moskau als Zwischenstation
zu fliegen, ist der Wechsel des Flughafens: Reist
man aus dem Ausland an, so muss vom internationalen
Flughafen zum kleineren nationalen Flughafengebäude
gewechselt werden. Der Flughafen selber bleibt der
Gleiche, durch seine Größe entsteht jedoch der Eindruck
als wechsele man mit dem Gebäude auch gleich den
Flughafen, der mit einem Bustransfer in etwa 10
Minuten erreicht wird.
Standort
2:
Lazo/Lazowski-Zapovednik
(Mo./Di. 10./11.09.01)
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[.]
Ein
Tigersprung von rund 10.000 km Luftweg bringt uns
in das fernöstliche Lazo.
Lazo
liegt im 165.900 km² großen Primorskiy Krai (Primorje
Region), im östlichsten Teil Russlands.
Dieser
Ort mit seinen rund 3.000 Einwohnern ist gleichzeitig
das Verwaltungszentrum für den Zapovednik (Naturschutzgebiet).
In einem einfachen zweistöckigen Steinhaus sind
die Verwaltung und ein Museum untergebracht sowie
einige Zimmer für Gäste. Der Ort selber besteht
im Randgebiet aus mehrheitlich einfachen Holzhütten
und im Ortskern aus mehrstöckigen Backsteingebäuden.
Der Ort ist mit mehreren Einkaufsmärkten (Magasin),
einer Schule, einem Krankenhaus und mindestens zwei
Restaurants/Tanzlokalen für diese abgelegene Region
über durchschnittlich gut versorgt. Nur gelegentliche
Stromausfälle in den Abendstunden erinnern daran,
dass die Versorgung ihr Limit erreicht hat und dieses
auch mal überschritten wird – daran haben sich Bewohner
längst gewöhnt und es kommt auch keine Unruhe auf,
wenn dieser Zustand länger andauert.

Lazowski-Zapovednik
Bei
dem Lazowski-Zapovednik
handelt es sich um ein 165.900
km² großes Naturschutzgebiet
(Lazovski State Nature Reserve),
daß 1935 gegründet, nach
L.G. Kaplanov, dem 1. Direktor,
benannt wurde. Es befindet
sich im südlichen Teil des
Sichote-Alin direkt an der
Küste des Japanischen Meeres
und besteht zu 96% aus Wald.
Ursprünglich handelte es
sich um ein 339.000 ha großes
Areal, das in mehreren Schritten
bis zur heutigen Größe reduziert
wurde. Es sind dort bereits
1212 Pflanzenarten, 281
Moose, 403 Flechten und
756 Pilzarten nachgewiesen
worden (Khokhriakov 2000).
Des weiteren sind hier 57
Großsäuger heimisch. Neben
den populären Arten, wie
dem Amurleopard, dem Sikahirsch
und dem Goral, leben hier
viele der bedrohten Arten,
die im sogenannten „Rotbuch“
Russlands (Äquivalent zur
Roten Liste) aufgeführt
sind. Besondere Erwähnung
erfordert zudem der Amurtiger
oder sibirische Tiger (Panthera
tigris altaica). Nicht zuletzt durch
sein Vorkommen verdankt
der Lazovski-Zapovednik
seine Daseinsberechtigung.
Durch den WWF (World Wide
Fund for Nature) wird das
Naturreservat mit hohen
Geldbeträgen (genaue Summen
sind nicht bekannt, man
geht aber von Millionenbeträgen
in den letzten 10 Jahren
aus) unterstützt. Ansonsten
ist die Leitung des Reservats
finanziell jedoch völlig
auf sich selbst gestellt,
da - wie eigentlich vorgesehen
- keine Gelder aus Moskau
fließen. Die Einnahmen beschränken
sich insbesondere auf Einkünfte
durch Touristen. Außerdem
kommen Gelder durch ausländische
Forschungsbesuche herein.

Verwaltet
wird das Reservat aus dem
Naturschutzhaus in Lazo.
Im Gebiet selber liegen
vier ganzjährig bemannte
Schutzhütten, die einerseits
als Anlaufstelle für die
Waldpatrouillen und andererseits
als Forschungsstationen
dienen. Zwei der Hütten
(Karpad/Amerika) liegen
im nördlichen Teil des Reservats
im Wald, die anderen beiden
(Ta-tschingousa/Petrova)
liegen im südlichen Teil
an der Küste zum Japanischen
Meer.
Die
Wächter dieser Hütten werden
wochenweise abgelöst. Die
mehrräumigen Holzhäuser
sind in der Regel mit Holzofen
und Gaskocher ausgestattet.
Zudem besteht jeweils
eine Aussentoilette, eine
offene Sommerküche, ein
Holzvorratschuppen und an
zwei Hütten auch eine Banja
(russische Sauna).

Insgesamt
sind im Zapovednik etwa
20 Patrouillen beschäftigt.
Deren wichtigste Aufgabe
ist es, Wilderer zu stellen,
die durch ihre Armut bedingte
Jagd ein großes Problem
für die Schutzmaßnahmen
darstellen. Unter anderem
ist auch der Namensgeber
Kaplanov von Wilderern erschossen
worden.
Momentan
wird der Zapovednik von
A.A. Laptev geführt, der
sich für die wertvolle Arbeit
der Aufnahme von Tier-
und Pflanzenwelt verantwortlich
zeigt.
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Standort
3:
Lazowski-Zapovednik
– Ta-tschingousa
(Di. 11.09 - So. 16.09.01
und Fr. 05.10. - Mo. 08.10.01)
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[.]
Der
Standort Ta-tschingousa im Lozowski-Zapovednik liegt
unmittelbar an der Küste zum Japanischen Meer und
gleichzeitig auf der Grenzlinie zum Zapovednik.

Der
nächstgelegene Ort heisst Glaskovka. Glaskovka ist
eine kleine Siedlung mit ein paar hundert Einwohnern.
Die mehrstöckigen, hellen Backsteingebäude sind
im Verfall begriffen. Ehemals war dieser Ort eine
wachsende Siedlung, die sich um einen Industriezweig
herum gebildet hat. An diese Zeit erinnert heute
nur noch ein Betongerippe, das zu Sowjetzeiten
eine Fabrik werden sollte. Heute hat Glaskovka aufgrund
des abgelegenen Standortes und der geringen Beschäftigungsmöglichkeiten
eine Arbeitslosenquote von 80%. Zudem wird
der Ort zu Hochwasserzeiten gänzlich von der Außenwelt
abgeschnitten, da die einzige Zufahrtsstraße über
eine nur provisorisch aufgeschüttete Brücke führt.
Junge Leute sehen hier und auch in den umliegenden
Siedlungen deshalb keine andere Möglichkeit, als
in die Großstädte zu ziehen. Ältere Bewohner halten
sich mit Kleinviehhaltung und Gelegenheitsjobs über
Wasser. Um sich jedoch den Winter hindurch ernähren
zu können und ein wenig Lebensqualität zu erhalten,
gehen einige Dörfler auch illegale Wege. Der Holzeinschlag
und das Wildern, ja sogar das Betreten des Zapovedniks
ist strengstens verboten, doch ständig weisen
hinterlassene Geräte, Tierschädel mit Einschusslöchern
und eben wandernde Personen auf das Problem
des Zapovedniks hin: Obwohl der Schutzstatus unumstritten
ist, sehen einige Tierschützer für die wilden Tiere
wie den Tiger aufgrund der Wilderei in Zukunft kaum
Überlebenschancen.

Während
einerseits Menschen in ihrer Not für den Eigenbedarf
jagen und sich dann im Falle des Entdecktwerden
häufig ohne Gegenwehr ergeben und sogar bei den
Wildhütern zum Teil Verständnis für ihre Situation
bekommen, stellt eine andere Klientel ein viel größeres
Problem dar: Reiche Gebietsfürsten haben die Jagd
als Zeitvertreib entdeckt und können sich durch
Bestechung jederzeit wieder frei zu kaufen. Außerdem
hat das weitmaschige Gesetzwerk so viele Lücken,
dass selbst Wiederholungstäter in der Vergangenheit
z.T. nicht zur Rechenschaft gezogen werden konnten.
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Waldgebiete
und Spuren von Siedlern im Sichote-Alin

Laut
Knystautas waren 1987 96%
der Fläche des Lazo-Zapovedniks
von Wald bedeckt. Besteigt
man einen der vielen Gipfel
dieses gebirgigen Gebietes
– dessen höchster Gipfel,
der Oblachnaya, in 1855
m Höhe liegt - schaut man
auf eine kaum enden wollende
Laubwaldlandschaft mit fleckenartig
eingefügten Nadelbaumbeständen.
Unterbrochen wird diese
Landschaft nur von mäandrierenden
Flüssen und in der Ferne
liegenden Orten mit den
angrenzenden Ackerflächen.
Etwa 1000 Arten höherer
Pflanzen beherbergt diese
Abgeschiedenheit. Und während
der Blick über die Baumwipfel
schweift, ist es nicht unwahrscheinlich,
das sich im Schutz des Waldes
seltene Tiere, wie der Sika-Hirsch
(Cervus nippon hortulorum),
der Goral (Nemorhaedus caudatus),
der Rotwolf (Cuon alpinus),
der Braunbär (Ursus arctos),
der Fischuhu (Ketupa blakistoni),
das Moschustier (Moschus
moschiferus), der Isubrahirsch
(Cervus elaphus xanthopygus)
oder der Amurleopard (Panthera
pardus orientalis) bewegen.
In
den hohen Lagen ist die
Tundra die bestimmende Vegetationsform.
Darunter zieht sich ein
Gürtel steiniger Tundra,
deren Bewuchs aus Sibirischer
Kiefer und Kleingehölzen
(Rhododendren) besteht,
entlang. Danach folgt bereits
die Waldvegetation. Im südlichen
Gebiet sind besonders Mischwälder
verbreitet. Eine bedeutende
Rolle spielen dabei die
Mongolische Eiche (Quercus
mongolica), die Amurlinde
(Tilia amurensis), die Mandschurische
Esche (Fraxinus mandshurica).
Diese sind häufig in Verbindung
mit verschiedenen Ahornarten,
Ulmen, dem Walnußbaum (Juglans
mandshurica) und dem characteristischen
Korkbaum (Phellodendron
amurense, lat.: phello =
Kork) zu finden. Die höher
gelegenen Gebiete im Süden
bestehen vorangig aus Steinbirke
(Betula ermani), Fichte
(Picea ajanensis) und Tanne
(Abies nephrolepsis). In
den Auenlandschaften prägen
vor allem große Pappelbestände
(Populus tremula/maximoviczii)
das Bild. Große Teile der
Wälder besitzen kaum Unterwuchs
unter dem dichten Kronendach.
An Lichtungen und in den
Übergängen zu den Auenlandschaften
haben sich sumpfige Wiesen,
mit Farn bewachsene Flächen
und schmale Streifen mit
Gehölzen mittlerer Höhe,
wie Limmonik (Schisandra
sinensis), Aralie (Kalopanax
septemlobus), Wacholder
(Juniperus sibirica), Rhododendren,
Pfaffenhütchen (Evonymus
latifolius) und verschiedene
Vaccinienarten gebildet.
Überall in den niederen
Gebieten ranken Amur-Reben
(Vitis amurense) in die
Baumwipfel, die im Herbst
wie rotglänzende Wasserfälle
aus den Bäumen zu fallen
scheinen. Selten geworden
ist dagegen in den geschützten
Zonen der Ginseng (Panax
ginseng).
Unsere
anfängliche Vermutung, daß
wir in diesen entlegenen
Gebieten, in denen der kommerzielle
Holzeinschlag kaum vorgedrungen
ist, auf Bestände von „Urwald“
treffen, hat sich allerdings
nicht bestätigt. Jedenfalls
nicht, wenn man davon ausgeht,
dass alte Baumriesen den
Charakter eines Waldes ausmachen.
Kaum ein Baum dürfte hier
das Alter von 50 Jahren
überschritten haben.

Dies
mag vielleicht an den häufigen
Waldbränden liegen, die
die Waldbestände jung halten.
Andererseits sind schon
zur Wende des 19. Jh. große
Flächen durch den Menschen
beeinflußt worden. Eine
eindeutige Erklärung haben
wir aber nicht.
Einige
Stellen in den Waldgebieten
beherbergen noch so eben
erkennbare Reste menschlicher
Behausungen. Häufig sind
es nur schüttere Haufen
von groben Steinbrocken,
die einen Hausgrundriss
erahnen lassen. Diese Gesteinsreste
gehen auf kleinere koreanischen
Siedlungen zurück, die hauptsächlich
in Küstennähe gelegen haben.
Die Siedlungen sind schon
mehrere hundert Jahre alt,
wurden jedoch erst in den
30er Jahren und im Zuge
der russischen Verdrängung
in den Jahren 1948-52 aufgegeben.
Viele Freilandflächen in
der Nähe dieser ehemaligen
Siedlungen, gehen ebenfalls
auf diese koreanischen Siedler
zurück und werden nach wie
vor genutzt. Im Gebiet um
Lazo bestanden vormals drei
Siedlungen von denen keine
bestehen blieb. So sind
sämtliche heute existierenden
Siedlungen jüngeren Alters,
außer Lazo, das schon zu
Zeiten Dschingis Khans bestand.
Umsiedlungen sind besonders
nach Kasachstan erfolgt.
Die indigene Bevölkerung
der Golden, Nanai, Orochi,
Udege und Mandschuren, die
einstmals ebenfalls in diesen
Gebieten ansässig war, besteht
heute nur noch aus rund
2.000 Personen und hat sich
inzwischen fast vollständig
mit den neuen Siedlern aus
dem Westen vermischt.

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Standort
4:
Lazowski-Zapovednik
– Karpad (So. 16.09 – Do. 20.09.01 und
Mo. 01.10. - Fr. 05.10.01)
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[.] Die
Karpad-Hütte hat sich für uns auf der Reise als
Ort der Reinigung erwiesen. Eine Banja - idyllisch
am Prjamamuschka gelegen – verleiht dieser im Umbau
befindlichen Hütte seinen ganz besonderen Reiz.
Die Banja ist die russische Sauna. Sie besteht hier
aus einer 3-räumigen, separaten Hütte mit überdachter
Terrasse und einem Holzvorratschuppen. Eine Banja
wird im Gegensatz zu der uns bekannten Sauna mit
Temperaturen von 60-70°C beheizt und die Luftfeuchtigkeit
mit vielen Aufgüssen so hoch gehalten, daß sich
innerhalb kürzester Zeit Kondenswasser am Körper
bildet. Dieser Zustand kann schon schnell unerträglich
werden, da das Atmen mit jedem Atemzug schwerer
fällt. Sollte die äußere Reinigung jedoch nicht
genug sein, so steht dem Banjagänger noch die „seelische
Reinigung“ mit einem Laubwedel zur Verfügung. Dieser
wird von einer zweiten Person geführt, der mit Wucht
zuschlägt. Der Laubwedel läßt die Luft an der Haut
stark zirkulieren und fördert die Durchblutung.
Wir haben sogar erlebt, wie Personen den Laubwedel
gegen sich selbst gerichtet haben. Religiöse
Gründe sollen dabei aber keine Rolle gespielt haben!
Der
Tiger und sein Mythos
...
Gefährlich
ist's den Leu zu wecken,
Verderblich
ist des Tigers Zahn,
Jedoch
der schrecklichste der Schrecken,
Das
ist der Mensch in seinem Wahn.
Die
Glocke, Schiller.
In
so manch vergessenen Landstrich
bringt er Leben und die
Faszination, die auch uns
ständig begleitete. Seine
ständige, wenn auch oftmals
unsichtbare Anwesenheit
verleitete den ein oder
anderen Schutzhüttenwärter
uns bei einem Glas Vodka
seine oder die Begegnung
eines Verwandten mit dem
Tiger und anderen Tieren
blumig ausgeschmückt zu
erzählen. Fast alle Erzählungen
endeten entgegen unserer
anfänglichen Erwartungen
jedoch völlig glimpflich.
Der Tiger wird immer wieder
aus nächster Nähe völlig
überraschend entdeckt und
es entsteht ein neugieriger
Augenkontakt, der so schnell
endet wie er entstand. Erklärt
wird dieses Verhalten dadurch,
daß der Mensch nicht in
das Beuteschema des Tigers
passt und dieser deswegen
auf Distanz bleibt, obwohl
kaum eine Beute leichter
zu haben sein dürfte. Versucht
man mit den Augen eines
Tigers zu sehen, würde der
Mensch wahrscheinlich wie
ein hilfloses, fremd riechendes
Tier wirken, das giftiges
Blei versprühend durch die
Wälder lärmt. Grundsätzlich
ist ein Schuß zur Verteidigung
aus nächster Nähe nicht
ratsam, da der Schuß sehr
genau sein muß, um zum sofortigen
Tod des Tieres zu führen.
Ginge der Schuß daneben,
würde das Tier so sehr gereizt
werden, daß ein Angriff
unvermeidbar wäre. Einige
Wildhüter haben bei Begegnungen
darauf vertraut, daß der
Tiger durch den lauten Knall
eines Schusses das Weite
sucht und damit auch Erfolg
gehabt. Gelegentlich half
aber auch nur ein genügend
hoher Baum (über 5m Reichhöhe)
um den Angriff zu überstehen.

Manchmal
kann man den Tiger auf der
Straße liegend antreffen,
der sich auf dem sonnenbeheizten
Asphalt aufwärmt. Sascha,
ein ortsansässiger Fahrer,
Wildhüter und Tausendsassa
erzählt, daß der Tiger vor
den herannahenden Autos
keinen Respekt zeigt und
einen Wagen zwingt anzuhalten.
Wir können nur hoffen, daß
das auch jeder Fahrer wirklich
beherzigt.
Diese
Begegnungen sind jedoch
die Ausnahme und normalerweise
Personen vorbehalten, die
einzeln und leise unterwegs
sind. So blieben uns nur
seine Spuren als Hinweis
auf seine Existenz. Tief
in den Schlamm und Morast
gedrückt zeichnet sich dann
und wann eine fünfzehige
Pranke ab, die handtellergroß
war.
Insgesamt
werden im Gebiet des russischen
fernen Osten noch zwischen
415 und 475 Exemplare vermutet.
Die Erhebung wurde 1995/96
mit Unterstützung des WWF
durchgeführt und anhand
von Vermessung der Tigerfährten
mit großer Sicherheit ermittelt.
Frühere Annahmen sind von
wesentlich geringeren Populationen
ausgegangen.
Das
Verbreitungsgebiet erstreckt
sich vom Süden von Vladivostock
bis in den Norden nach Komsomolsk-na-Amur.
Das Gebiet umfaßt wesentliche
Teile des Sichote-Alin-Gebirgszug,
700 km entlang des japanischen
Meeres. Damit stehen den
Tigern rund 100.000 km²
zur Verfügung. Da aber ausgewachsene
Männchen bis zu 2.000 km²
- Weibchen rund 450 km²
- Streifgebiet beanspruchen,
ist diese Fläche knapp bemessen
und Überschneidungen mit
besiedelten Flächen unvermeidlich.
Ein weiteres Problem für
den Bestand ist nach wie
vor die Wilderei, der jährlich
schätzungsweise 40-50 Tiere
zum Opfer fallen, da Tigerfelle
und andere als Aphrodisiaka
angebotene Teile besonders
in China hohe Preise erzielen.

Begegnungen
in geschlossenen Ortschaften
sind so gut wie gar nicht
bekannt. Als Ausnahme gelten
Tiere, die durch den Verlust
ihrer Zähne jagdunfähig
geworden sind und nun nach
leichter Beute suchend die
Vorstädte unsicher machen.
Solche Tiere haben auch
schon Menschen angegriffen
und durch ihre mächtigen
Prankenhiebe Verletzungen
und Todesfälle verursacht.
Der Zahnverlust rührt oftmals
durch herumliegende Konservendosen
und Töpfe her. So ist der
Mensch selbst passiv dafür
verantwortlich, dass dieses
größte Raubtier seiner Art
zur Gefährdung anderer und
sich selbst wird.
Die
„Nachbarschaft“ zum Lebensraum
des Tigers wird jedoch nicht
nur negativ bewertet: In
vielen Erzählungen wird
deutlich, wie verbunden
sich die Bevölkerung mit
dem Raubtier fühlt. In Vladivostock
findet gerade bei unserem
Besuch ein Festival zu Ehren
des Tigers statt und in
Lazo prangt ein riesiges
Tigerportrait vom Ortsschild
herab – Merkmale die bezeugen,
dass die Menschen sich auf
ein Zusammenleben mit dem
Tiger eingestellt haben
und auf ihr Wappen- und
Symboltier auch mit Stolz
blicken.
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Standort
5:
Vladivostok
(Fr. 21.09. - Mo. 24.09.01)
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[.]
Die
Wortbedeutung der 1860 gegründeten Stadt lautet
„Beherrsche den Osten“ (auch: Herrscherin des Ostens).
Vladivostok ist der östliche Bezugspunkt zu Moskau
und trotz der weiten Entfernung diesem kulturell
näher als z.B. China oder Korea. Durch einige Symbole
wird diese Nähe in der Stadt dargestellt. Besonders
deutlich wird dies durch die Verbindung der
„Transsib“ von Moskau nach Vladivostok, welche
gleichzeitig der Endpunkt dieser weltweit längsten
Eisenbahnstrecke ist. In dem sehr aufwendig restaurierten
Bahnhof - und zugleich einem der repräsentativsten
Gebäude der Stadt - ist in einem Deckengemälde der
Vorhalle die Strecke symbolisch zusammengefaßt und
mit einer Länge von 9.288 km angegeben.

Vladivostok
ist mit seinen 660.000 Einwohnern gleichzeitig die
Hauptstadt der Region Primorje (=Küstengebiet) und
Marinestützpunkt am Pazifik in der dreiseitig geschützten
Bucht, die als „Goldenes Horn“ bezeichnet wird.
Hier
sind neben der einheimischen Bevölkerung viele Chinesen
anzutreffen, die zum größten Teil Handel treiben
und dazu die meisten Hotels der Stadt fast dauerhaft
belegen.
Ein
anderer Teil reist hier zum Jahresurlaub hin, da
der Weg nach Russland und damit auch an die Küste
kürzer ist, als erst im eigenen Land um Korea herum
zu fahren, um zum Meer zu gelangen.
Letzterer
Umstand hatte zur Folge, dass wir erst weit außerhalb
von Vladivostok (45 Min. langsame Zugfahrt mit
der sog. „Elektritschka“) ein Hotel mit genügend
freien Räumen fanden. Dieses Hotel – namens Waldlichtung
(Lesnaja Poljana) - liegt im Stadtteil „Cadgorod“
(Gartenstadt), einem bewaldetem Gebiet mit kleinen
holzumzäunten Siedlungen aus Datschas. Die Datschas
sind zum einen Wochenendhäuser und Erholungsgebiet,
zum anderen aber auch Teil der Eigenversorgung.
Der Garten um eine Datscha - häufig 30m² - ist mit
Gemüse bepflanzt, und was nicht selbst verwendet
werden kann wird am Straßenrand eimerweise für wenige
Rubel verkauft.
Selbst
hier außerhalb der Stadt sind sämtliche Zimmer von
Chinesen belegt, und wir müssen tags darauf umziehen,
um Neuankömmlingen Platz zu machen. Der Komfort
eines Hotels kann sehr unterschiedlich ausfallen.
Während in einigen Hotels das Zimmer mit Ungeziefer
geteilt werden muss, bieten teurere Hotels den gewohnt
gepflegten Standard. In einem Hotel befanden sich
eine Sauna, ein Billardraum und Speisesaal. Es werden
auch unzweideutige Angebote über mögliche Gesellschafterinnen
gemacht, was zeigt, dass Touristen nicht nur zu geschäftlichen
Dingen veranlasst werden her zu kommen.
Vladivostok
fiel erst mit dem östlichen Baubeginn der Transsibirischen
Eisenbahn 1891 durch Zar Nikolaj Bedeutung zu. Einen
Aufschwung erlebte die Stadt erst ab 1960. Ein Grund
dafür, weshalb viele Gebäude entweder modern oder
heruntergekommen aussehen. Die ältesten und ansehnlichsten
Gebäude stammen aus der Zeit des Jugendstils, wie
etwa das alte Kaufhaus „GUM“ (Gossudarstwennyi Uniwersalnyi
Magasin, Bauzeit 1902-1906) der deutschen Kaufleute
Gustav Kunst und Gustav Albers.
An
der „Ulica Svetlanskaja“, der Hauptstraße Vladivostoks
liegen viele der Sehenswürdigkeiten. Unter anderem
das GUM und der Zentralplatz – mit dem auffälligen
Denkmal - des Kämpfers mit Budjonny-Mütze, Flagge
und Trompete - unweit vom „Weisheitszahn“ - ein
weißes Hochhaus, in dem die Gebietsadministration
untergebracht ist.
Interessant
und zahlreich sind Vladivostoks Museen. Hier bietet
sich vor allem das Ozeanarium an der Strand- und
Vergnügungsmeile im Westen der Stadt an. In dem
1991 in russisch-japanischer Kooperation errichteten
Aquarium sind viele Exponate der heimischen Meereswelt,
insbesondere aus der Tiefsee, ausgestellt.
Für
den naturkundlich Interessierten bietet sich auch
das 1999 eröffnete Universitäts-Museum an. Hier
sind auf zwei Etagen die heimische Tier- und Pflanzenwelt,
bekannte Forscherpotraits aus der Region und
kulturgeschichtliche Güter, wie Waffen, Trachten,
archäologische Funde und Gerätschaften der Neuzeit
untergebracht.
Ein
unbedingtes Muss ist das sehr umfangreiche Vladimir-Arsenjew-Museum
in der Nähe des Zentralplatzes. Dem Natur- und Völkerkundler
zu Ehren, der um die Jahrhundertwende lebte (1872-1930),
wurde auf drei Etagen Material aus Naturkunde, Kulturgeschichte,
Seefahrt, Ureinwohnergeschichte, Kriegs- und Politgeschichte
zusammengetragen. Die Eintrittspreise sind im Vergleich
zu den Unterkünften günstig, dürften für viele Einheimische
jedoch unerschwinglich sein.
Das
Geldtauschen kann in jeder Bank vorgenommen werden.
Sind diese geschlossen setzt sich manchmal jemand
mit einem Tisch vor den Bankschalter und tauscht
das Geld schwarz und zu einem besseren Kurs! Auffällig
ist, dass sämtliche Münzen und Scheine aus dem Jahr
1997 und 2001 stammen. Mir wurde dies damit erklärt,
dass so viel Falschgeld im Umlauf war, das man die
alten Münzen und Scheine komplett aus dem Verkehr
genommen hat und neue entworfen hat.
Dreistigkeit
hat sich bei vielen Bewohnern breit gemacht. Ein
amüsantes Schauspiel ist es, zu beobachten, wie
sich die Abteile in der Elektritschka schlagartig
leeren können. Anders als für die etwas heruntergekommene
und einfache Straßenbahn in Vladivostok muss das
Ticket für die Elektritschka bezahlt werden. Dies
wird allerdings auch nur von wenigen getan. Kommt
dann eine Kontrolleurin, die von vielen Augenpaaren
bereits erwartet wurde, leert wenige Sitzplätze
vor dem Erscheinen der Betreffende oder sogar das
ganze Abteil seinen Platz und verlässt den Zug an
der nächsten Station, um in einen hinteren Waggon
wieder zuzusteigen. Eine Art Rotationsprinzip, das
jedem bekannt ist, natürlich auch den diensthabenden
Kontrolleuren, die sich aber wenig darum scheren.
Diese scheinbare Ruhe repräsentiert auch das Bild
einer wartenden Schlange an einer Bushaltestelle.
In Reih und Glied steht man dem Bus an. Ist dieser
voll, was eine offizielle Person im Bus entscheidet,
wartet man eben auf den Nächsten.
Essen
und Trinken
In
Vladivostok ist neben den
landestypischen Speisen
Pel'meni (fleisch- oder
fischgefüllte Teigtaschen)
und Borschtsch-Suppe bzw.
Suppen im allgemeinen vor
allem die asiatische Küche
vorherrschend. Vom Schaschlik-Stand
am Straßenrand bis zum China-Restaurant
hat hier die asiatische
Küche Einzug gehalten, wohingegen
die europäische Küche kaum
eine Rolle spielt. Zutaten
werden auf den Märkten erstanden,
die eine Fülle an frischen
Waren bieten. Meistens sind
die Märkte eine Ansammlung
aus feststehenden kleinen
Hütten, manche begehbar,
andere nur nach vorne offen.
Auf diesen Märkten werden
zugleich auch Kleidung und
Elektroartikel angeboten.
Einen Imbiss kann man jederzeit
bei einer der vielen Straßenverkäuferinnen
erstehen. Ältere Frauen
bieten selbst gebackene
oder frittierte, gefüllte
Teigwaren aus ihren Kühlboxen
an. Oftmals sitzen solche
Frauen auch nur vor einem
Tablett mit aufgehäuften
Sonnenblumenkernen, die
von vielen Menschen gerne
nebenher gepult und verzehrt
werden.
Zu
den traditionellen Getränken
gehört - wie nicht anders
zu erwarten - der Vodka.
Das Wort leitet sich von
Voda (= Wasser) ab und ist
eine Verniedlichung, würde
also übersetzt als „Wässerchen“
bezeichnet werden. Das Sortiment
an Vodkasorten ist kaum
zu überschauen, da jede
kleine Stadt ihre Marke
hat und es als chic gilt,
sich mit seinem Namen auf
einer Vodkaflasche zu verewigen.
Nebenbei ist die Schwarzbrennerei,
besonders in den ländlichen
Gebieten weit verbreitet.
Diese Brennereien werden
von Zeit zu Zeit ausgehoben,
aber nie ernsthaft eingeschränkt.
Aus diesen Brauereien kommt
neben dem 40% Vodka auch
Selbstgebrannter (= Samogon
oder Spirt) mit 96% Alkoholgehalt.
Es
ist kaum zu glauben, aber
selbst unser 100% Konservierungsalkohol
hat bei einigen Leuten zu
großer Trinkfreude geführt.
Um den morgendlichen Rausch
dann zu besiegen, wird darauf
als Medizin erstmal ein
Vodka getrunken. Erklärungsversuche,
dass dies kaum zum Erfolg
führen könne, sind da zwecklos!
Dima,
russischer Schutzwärter
und Abstinenzler, erzählt
mir, dass das Vodka-Problem
einige Tricks hervorgerufen
hat. Um den Alkohol in seiner
Wirkung effektiver zu machen,
werden Brotkrumen mit Vodka
getränkt und von 1 Flasche
sollen 10 Leute betrunken
werden - wobei ich diese
Wirkung sowieso schon als
erwiesen hielt! Um Vodka
zu schmuggeln werden Wassermelonen,
die im Spätsommer oft angeboten
werden, mit Vodka gespritzt
und bei entsprechender Gelegenheit
verzehrt.
Es
muss aber nicht immer Vodka
sein. Als alkoholfreies
Getränk wird besonders „Kvas“
getrunken. Ein dunkles malzbierartiges
Getränk aus Schwarzbrot
und Rosinen, süßlich-herb
im Geschmack. Sonst wird
viel Wasser, Kaffee und
Tee (Tschai) getrunken und
die westlichen Limonaden
haben natürlich längst Einzug
gehalten. Als weitere Besonderheit,
sehr süß im Geschmack, ist
die Waldmeisterlimonade
– künstlich grün gefärbt
– die unter anderem als
„Tarchun“ im Handel ist.
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Standort
6:
Chanka-See
(Mo. 24.09. - Sa. 30.09.01)
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[.]
Das
nördlichste Ziel unserer Reise erreichen wir nach
einer etwa 6 stündigen Bahnfahrt von Vladivostok
nach Spacck-Dalni. In Spacck liegt das zuständige
Naturschutzhaus, in dem wir die Genehmigungen für
unseren Aufenthalt erhielten. Danach hieß es, sich
bei der örtlichen Polizeistation vorzustellen und
alle Formalitäten zu erledigen. Ohne russisch Kenntnisse
wird dieser Akt leicht zum Problem und wir waren
froh, einen Mitfahrer bei uns zu haben, der einige
Schulkenntnisse bewahrt hatte und bei dem kaum nachvollziehbaren
Akt der Behördenarbeit Licht ins Dunkel brachte.
Als
die Formalitäten erledigt waren, mussten wie immer
genug Vorräte besorgt werden. Dazu suchten wir den
örtlichen Markt und diverse kleine Lebensmittelhändler
auf. Beim Einkauf beriet uns unser Fahrer und schaute
nach möglichst günstigen Preisen. Der größte Teil
der Vorräte bestand aus frischem Gemüse, Kartoffeln,
Zwiebeln, Rote Beete, Kohl und Tomaten, die alle
als Überproduktion aus den kleinen Gärten der Bewohner
stammen. Dazu kamen Brote, Wurst, Käse und nicht
zu vergessen die allabendliche Schokolade (aus deutscher
Produktion) und Getränke. Der Einkauf sorgte bei
den Umstehenden häufig für Verwunderung, da gerade
Schokolade zu den Luxusgütern gehört und für die
Bevölkerung nur zum deutschen Preisniveau selten
erschwinglich ist. Abgerechnet wird in vielen Geschäften
noch mit dem „Abakus“, einem Rechenschieber. Jede
Reihe besteht aus 10 Holzkugeln, die für je eine
Zehnerpotenz steht. Eine Reihe mit drei Kugel steht
für die Kommastellen.

Vogelfang
und Beringung
Ziel
des Vogelfanges ist weniger
der Fang als solcher, sondern
vielmehr die Beringung,
Datenaufnahme und ein eventueller
Wiederfang, der dann Vergleichsmöglichkeiten
mit den neuen Daten ergibt.
Der Fang erfolgte in unserem
Fall mit sogenannten „Japannetzen“
mit einer Länge von 6-12m
und einer Höhe von 2,5m.
Je nach zu erwartender Vogelart
variiert die Maschenbreite
zwischen 16, 19 oder 25mm.
Das
Netz besteht aus mehreren
Reihen sogenannter Taschen,
die durchhängen und so dem
hereinfliegenden Vogel einen
schonenderen Aufprall ermöglichen
und ein Hängenbleiben sichern.
Mit zwei Holzstäben werden
die Netze an günstigen Standorten,
wie Waldränder, Uferböschungen
oder hochwachsenden Wiesen
aufgestellt und regelmäßig
kontrolliert. Sind erfolgreiche
Fänge zu verbuchen, werden
von jedem Vogel in mühsamer
Kleinarbeit Daten aufgenommen.[Vogelart, Datum, Zeit, Fangort,
(neue) Ringnummer, Gewicht,
Brustmuskelausprägung, Mauser
von Brustgefieder und Flügel,
Gesamtflügellänge, Flugfederlänge
ab Gelenk bis zur dritten
Flugfeder oder mehr, Tarsus,
Schnabellänge (z.T. mit
Kopf), Alter, Geschlecht,
Gefiederalter, Kleingefieder,
Großgefieder, Schwanzfederlänge,
Fettgehalt, Netzeinflugseite
und Einflugtasche]
Eine
Blutprobe erweitert die
Foschungsarbeit noch, indem
die Blutproben im Labor
später auf die Verwandtschaftsverhältnisse
der einzelnen Vogelarten
untereinander untersucht
werden können.
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